Dienstag, 2. April 2024

Mein "Titanic-Moment"

 Ja, manchmal kommt so ein großer Moment ganz unscheinbar daher...


Da kam mir letzten Freitag etwas in den Sinn und zwei Stunden später machte ich mich auf den Weg. Eine Auszeit nehmen war dringend nötig, das Wie und Wohin war  die Frage gewesen.


Die Idee

Ich erinnerte mich an Orte, die mich glücklich gemacht hatten. Einen konnte ich auf der Landkarte nicht wiederfinden, einer war gar nicht weit entfernt. Also ging es los. Trotz der Jahre erinnerte ich mich noch ziemlich gut. Ich überließ mich den Erinnerungen, und trotz der über den zehn Jahren dazwischen fand ich sofort hin.

Ende im Gelände

Nicht gleich fand ich mich bei den Veränderungen zurecht. Da war ein einfacher Zaun um den Parkplatz, Wohnmobile und Campingzelte. Wir waren damals nur mit einem Auto und einem Grill gekommen.

Meine Hündin und ich erkundeten den Platz: Alles so vertraut und doch so fremd...

Dann erklärte man mir, dass die Straße weiter runter noch ein Taucheinstieg war. Ich fuhr los.

Durch unbekannte Wochenendhäuschen führte die Sackgasse. An deren Ende stand eine verlassene Halle. Ich stoppte, stieg aus.


Remembering

Wie in dem Titanicfilm, wenn von der Gegenwart in die Vergangenheit geschwenkt wird und das Wrack zu neuem Leben erwacht, erging es mir beim Anblick dieser leerstehenden Halle mit zerbrochenden Festerscheiben und abbröckender Farbe. Die alte Tauchbasis stand vor mir. Ich wusste noch genau, wie wir in die Halle gegangen waren und uns angemeldet hatten, wo ich meinen Tauchanzug angezogen hatte, wie das Wetter gewesen war. Erwartungsvoll ging ich zum Taucheinstieg am See.


Veränderungen

Wie die Halle, so hatte sich auch das Ufer verändert. Wir verweilten im Gelände. Meine, mittlerweile blinde, Hündin konnten das Umherstromern genießen. Ich hing meinen Gedanken und Gefühlen nach.

'Wie lange alles schon her war. Und was sich seitdem alles in meinem Leben verändert hatte! Mir war gar nicht bewusst geworden, welchen Sprung in ein neues Leben ich verwirklicht hatte.' Das sollte mir  bis zum Abend nicht mehr aus dem Kopf gehen. 

Ich fand am Seeufer eine flache Stelle mit Kiesschotter. Ich setzte mich in die Hocke und sann nach. Meine Hündin spielte mit Kies und Wasser. An so einer Stelle war damals der Einstieg ins Wasser gewesen. Ich sah über die Wasseroberfläche hinweg, ließ meinen Blick langsam wie meine Gedanken in der Erinnerung über den See gleiten - Es war herrlich. Herrlich gewesen und auch im Moment. Aber jetzt war eine andere Zeit. Und das war wunderbar so!

Und wie die alte Dame am Ende des Films ihre Kette mit dem Edelstein ins Meer gleiten lässt, lasse ich diesen Teil meiner Vergangenheit in die Wasser des Sees gleiten.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Momentum

 Fühlt sich gut an, Still zu sein Einen Moment lang. Fühle mein Herz schlagen. Wie wertvoll, wie schön! Die Endlichkeit davon Ist mir nur zu...