Gedichte schreiben mehr Leute, als man denkt. Warum also gibt es das Tagesgedicht auf Textosaurus Mimikräh?
Meine Geschichte als Dichterin.
Syelle Beutnagel
17.7.2024
Lesedauer ca. 3 Min.
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Gedichte schreiben unterwegs gelingt auch auf Zetteln, Servietten, Pappuntersetzern, etc. |
Warum Gedichte schreiben?
Mögliche Gründe:
1. Gedichte für einen Anlass wie zum Beispiel ein runder Geburtstag.
2. Gedichte schreiben für jemanden, den man mag.
3. Das Schreiben von Gedichten macht einem Freude.
4. Persönliche Gründe.
Der vierte Punkt traf auf mich zu und wandelte sich dann in Punkt drei. Aber auch Punkt zwei und eins sind mir vertraut.
Mein persönlicher Anfang
Das Gedichte-Schreiben kam als Geschenk zu mir. Meine Kindheit war ganz brauchbar, aber meine Jugend war traumatisch. Irgendwann hatte ich mit dem Tagebuch schreiben begonnen. Da ich niemand mein Innerstes ausschütten konnte, schrieb ich. Das war natürlich für niemanden zum Lesen gedacht. Nicht einmal ich habe mich immer so ernst genommen. Um so schmerzlicher war die Entdeckung, dass jemand heimlich in meinem gut verstauten Buch gelesen hatte.
In dieser Zeit schon an Gott glaubend, betete ich, was auch total normal für mich war. Etwa einen Tag später hatte ich den Wunsch, mich schreibend an meinen Schreibtisch zu setzen.
Und ich schrieb. Die ersten drei Gedichte meines Lebens entstanden. Die Rhetorik war sehr schlicht, und die Stilmittel banal. Aber es war eine Lösung.
Wer nun nach diesen drei Gedichten fragt, den muss ich enttäuschen lange Jahrzehnte verwahrte ich sie gut gehütet auf. Aber jetzt, nach dreißig Jahren, sind sie so gut versteckt, das ich sie nicht mehr wieder finde. Und das ist gut so.
Das Besondere an Gedichten
Denn dieser besondere Beginn zeigt schon den Kern von Gedichten: Sie enthalten einen persönlichen Kern, einen Erfahrungswert, müssen aber interpretiert werden, um sie zu verstehen.
Meine ersten drei Gedichte konnten natürlich mangels meiner Erfahrung noch sehr leicht interpretiert werden.
Diese neue Erfahrung des Gedichte Schreibens übte ich nun und ließ stattdessen das Tagebuch weg. Erstaunlicherweise brauchte ich nicht viel zu üben, um vorzeigbare Gedichte zu verfassen.
Da ich schon früh begeisterte Leserin von Lessing, Schiller und Goethe war, übernahm ich Goethes Art und setzte unter jede Reinschrift das Datum und mein Kürzel. Und so sind alle diese Gedichte noch vorhanden. Später erschienen einige in meinem ersten Blog.
Gedichte schreiben und interpretieren
Wie oben erwähnt, bestehen Gedichte aus einem persönlichen Teil und einem Teil der interpretiert werden muss.
Genauso wie Erinnerungen lassen sich auch Gefühle speichern. Das hat seine Vor- und Nachteile, was eines eigenen Artikels bedürfte. Für das Gedichteschreiben ist es ein Vorteil, weil man ein schon erlebtes Gefühl wieder neu interpretieren und in einen neuen Zusammenhang setzen kann.
Dieser Teil des Gedichts hängt auch mit dem 'lyrischen Ich' zusammen, wenn es denn auftaucht.
Dann gibt es aber den Kontext, in den das Gefühl gesetzt wird. Dieses Zusammenspiel ist ganz einzigartig und individuell verschieden.
1. Das Gedicht soll erfreuen.
2. Das Verständnis erfordert nachdenken und Gefühl.
3. Stilmittel und Rhetorik unterstreichen die Bedeutung und verleihen Schönheit.
Ein Gedicht ist also ein kleines sprachliches Kunstwerk, das verstanden werden will.
Vom Blog zum Tagesgedicht
Das Gedichte schreiben wurde für mich Normalität. Und als ich 2013 über die Blogfunktion bei Wordpress stolperte, entstand zuerst ein Blog mit meinen Gedichten. Ich tippte meinen zahlreichen Handschriften und illustrierte sie. Zwischendurch schrieb ich auch neu.
Etwa fünf Jahre später entdeckte ich die Plattform Wattpad, zwar nicht von Anfang an, aber seit 2022 schrieb ich dort täglich ein Gedicht.
Der Grund hatte sich geändert, mit den kurzen Gedichten jeden Morgen begann ich meinen Schreiballtag als Texterin. ich begann mit etwas Schönem, das mir leicht fiel, um leichter an die schwierigeren Texte gehen zu können. Das Vor-mich-Herschieben kenne ich nämlich auch.
Als Anfang 2024 mein Laptop kurz vor dem totalen Aus stand, lief Wattpad nicht mehr und ich fand Blogger, das noch lief.
Und so entstand das Tagesgedicht.
Entwicklungen und Erwartungen
Neben Projekten und Zyklen, die sich einem bestimmten Thema widmeten, bedienten meine Gedichte unterschiedliche Gefühlslagen, Situationen und Ereignisse. Der Mensch ist ja bunt und vielfältig.
Seit es das Tagesgedicht gibt, habe ich aber festgestellt, dass sich die Erwartungen verlagert haben, und das ist gut so. Die Außenwelt lässt und oft ratlos und ängstlich zurück. Mehr denn je zuvor sind wir unseren Ängsten und Unsicherheiten, auch Wut und Hilflosigkeit ausgesetzt.
Auch meine Ängste waren besonders '20 aber auch heute noch ganz schön beeindruckend. Meine Auseindersetzung findet sich nicht meinen Gedichten wieder, aber meine Ergebnisse.
Und ich merke, dass diese positive Richtung wichtig ist. Diese positive tägliche Inspiration ist vielleicht ein Stück Schönes für die Leser, das ihnen auch etwas Schönes und Mutiges für den Tag schenken mag.
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