Montag, 18. August 2025

Gedichtinterpretation

 

Bei Schülern und Studenten kann dieses Wort Angst auslösen, oder auch die Frage: Wozu muss ich das können?


Die Antwort ist einfach. Zu lernen, mit seiner Kultur umzugehen, ist genauso wichtig wie Mathematik und Physik. Die eigene Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil der eigenen Kultur.


Aber Gedichte?

Gedichte werfen einen persönlichen Blick auf die Welt. Sie zeigen neue Gefühlsansätze, ausgedrückt in Wortbildern, auf. Neue Gedankengänge, die andere berühren oder inspirieren können. Gedichte werden gerne geschrieben. Und sie finden ihre Leser, sei es im überschaubaren familiären Rahmen, sei es in Foren. So manches Gedicht ist schon über hundert Jahre alt und wird immer noch gerne gelesen. Rilkes 'Panther' ist heute immer noch beliebt, und Shakespeares Sonette haben etwas von Ewigkeit.

Wie beginnt man eine Gedichtinterpretation?

Bevor wir an eine Musterlösung für eine Gedichtinterpretation herangehen, ein paar Tipps darüber hinaus.

1. Entspann dich beim ersten Lesen des Gedichtes und habe nicht die Aufgabe der Interpretation im Hinterkopf. So erhälst du einen sehr unvoreingenommen ersten Eindruck, und der kann dir schon viel über die Deutung verraten. Du kannst dir im Anschluss Notizen machen, wenn dir etwas wichtig erscheint.

2. Lies das Gedicht mindestens einmal laut, besser zwei- oder dreimal. So manches Volkslied war zuerst ein Gedicht. Die Verslängen sind mit bedacht gewählt. Ein Versmaß erschließt sich anfangs leichter beim laut Lesen.

3. Mache einmal am Versende eine etwas längere Pause beim laut Lesen. Gerade bei Gedichten im freien Versmaß spielt das Versende eine besondere Rolle.


Gedichtinterpretation Schritt für Schritt


1. Einleitung

In wenigen Sätzen fasst du alle wichtigen Fakten über das Gedicht zusammen. Genannt werden müssen 


- Titel

- Autor

- Entstehungsjahr

- Epoche

- Thema

- Deutungshypothese


Tipp: Es kann hilfreich sein, das Thema erst am Ende deiner Gedichtinterpretation einzufügen, weil du dich dann mit dem Gedicht auseinandergesetzt hast.


2. Gedichtanalyse


Die Gedichtanalyse ist die Beschreibung der formalen Fakten des Gedichts, wie z. B. Strophen, Versmaß und Reimschema. Im Anschluss  interpretierst du ihre Wirkung.


- Gedichtform

- Strophenanzahl (von 1 = einstrophig bis zu 30 = Ballade, z. B. Schillers Lied von der Glocke)

- Strophenform

- Reimform

- Versmaß

- Kadenzen


Diese Punkte kannst du wie in der Einleitung kurz zusammenfassen. Wenn es dir hilft, kannst du dir erst alle Punkte als Tabelle ausfüllen und daraus den Text formulieren.


Inhalt

Dann schreibst du eine Inhaltsangabe des Gedichtes. Achte darauf, wann sich die Stimmung innerhalb des Gedichts ändert und beschreibe die Wirkung.

Form

Interpretiere nun, wie die oben analysierten Formen die Stimmung bestimmen und unterstreichen. Gehe auf die einzelnen Textstellen im Gedicht ein.


Sprache

Während die formalen Merkmale die Eckpunkte zur Gedichtinterpretation liefern, sorgen Stilmittel für den tieferen Sinn. Welche Stilmittel sind dir bekannt? Was ist dir schon beim ersten Lesen aufgefallen? Achte auf Metaphern, Symbole und Bilder.

Gehe Vers für Vers des Gedichtes durch und benenne alle Stilmittel und ihre Wirkung. Wann unterstreicht ein Stilmittel deine Deutungshypothese aus der Einleitung?

Bist du dir nun über das Thema des Gedichts klargeworden? Falls du das Thema in der Einleitung ausgelassen hast, ergänze es jetzt. Du kannst auch deine Deutungshypothese verbessern, wenn es nötig ist.

Gehe in diesem Sprachteil immer wieder auf deine Hypothese ein. Stimmt die sprachliche Gestaltung mit deiner Ausgangshypothese überein? Diese Frage wird im Schlussteil beantwortet.

3. Schluss

Hier fast du noch einmal alles in Kürze zusammen und beantwortest die Frage, ob deine Deutungshypothese richtig war. Das ist dein Fazit.

 

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