Gestern in der Mittagspause sah ich ein kurzes YT-Video über den deutschen Schulanfang. Dabei ging es auch um SÜßIGKEITEN am Schulkiosk. Zwar verwunderte mich das zuerst, da es bei uns in der Grundschule keinen Pausenverkauf gab, aber die Zeiten sind auch lange, lange her.
Wie auch immer, darum geht es heute nicht. Positiv fand ich nämlich, dass sich viele Eltern bewusst mit dem Thema Süßigkeiten in der Schulpause auseinandergesetzt haben und die Folgen von Zucker kennen.
Diese Erkenntnis hat mich aufgebaut, denn die Erwachsenen in meinem Umfeld der letzten fünfzehn oder mehr Jahre scheinen davon keine Ahnung mehr zu haben...
Die Reaktion letztens auf " Geschafft, nur noch warmes Wasser, nicht einmal mehr ein Cappuccino zum Frühstück (vor allem wegen des Coffeins)." traf mich wie ein verbale Ohrfeige: "Aber etwas Zucker braucht das Gehirn doch."
Aber es kam noch weit schlimmer, etwas, was mich zu diesem Artikel veranlasste. Neu ist das Thema nicht.
Seit bestimmt fünf Jahren gibt es nur noch ganz wenige Lebensmittel, die Zucker enthalten, in meinem Haushalt. Das sind Brot (Vollkornbrot mag ich seit 2010 nicht mehr. Schade!), etwas Aufschnitt und manchmal eben Cappuccino.
Sicher, es gibt diese Tage, da geht es ohne Zuckerschock nicht. Das sind große Herzschmerztage, die mit großer Eiscremeliebe beruhigt werden. Das kommt aber nicht oft vor.
Mein Zuckerglas steht seit Jahren verwaist herum, auch meine Zuckerzimtmischungsglas für Kaffee ist vor Einsamkeit gestorben. Weder weißen Zucker noch schwarzen Kaffee vermisse ich.
Und dann kam aus heiteren Himmel ein gut gemeintes Geschenkpaket bei mir an. Weihnachtszeit hat ja seine süßen Seiten, der Paketinhalt auch: Schokolade, Marmelade, Marzipan, Kekse, Schokocreme, Weißbrot und alles gleich doppelt.
Und jetzt? Das einem Weltkriegsenkel! Wegschmeißen von Lebensmittel kommt einer Todsünde gleich. Wenn die Sachen mir unter die Augen kommen, sind sie in meinem Bewusstsein. Und dann gute Nacht!
Und so begann der Teufelskreis des Zuckers von Neuem. Ich habe schon an anderer Stelle darüber geschrieben, wie Zucker süchtig macht. Es ist wirklich unglaublich.
Einer Frau zwei Tafeln Schokolade unter die Nase zu halten, hat Folgen, das weiß doch jeder. Die erste Zeit ging es noch ganz gut: ein Stück am Tag. Aber schon ganz schnell wirkte ein Stück nicht mehr so, wie es nur Kakao und Zucker zusammen können. Leider gab es auch noch eine zweite Tafel. Und damit war der Zuckerdamm gebrochen. Das Verlangen war täglich da, aber täglich brauchte es im Grunde mehr Zucker für den gleichen Effekt. Ich sage im Grunde, denn ich kämpfte hart mit mir. Und dennoch unterlag ich. Nach nur etwa zwei Wochen.
Ich bemerkte, wie ich mich schlechter, müder fühlte, und meiner Verdauung ging es auch nicht mehr so gut. Ich zog die Reißleine, stoppte die Zuckerinvasion in mein Haus, kochte gezielt wieder so wie am Anfang meiner zuckerfreien Reise.
Haferflocken spielen dabei eine wichtige Rolle. Dieses Getreide reguliert in wunderbarer und leckerer Weise den Blutzuckerspiegel. So habe ich ja auch meinen latenten Blutzucker in den Griff bekommen, ohne Medikamente und dann auch ohne ein Zuckertütchen für den Notfall in der Tasche. Vorgestern entsorgte ich das letzte davon aus meinem seit Jahren nicht mehr benutzten Kulturbeutel.
Viele kennen Haferflocken zum Frühstück. Das ist eine gute Sache, aber will man sich langfristig vom Zucker lösen, verwendet man ein paar Haferflocken in der Hauptmahlzeit. Im Herbst ist Eintopfzeit, da kann man locker einen Löffel Haferflocken unterrühren, bei leichten Sommersuppen funktioniert das genauso, und jede Soße wird mit ein paar Haferflocken sämiger. Hält man das einige Zeit durch, verliert sich die Lust auf Zucker und nach einer ziemlich langen Zeit schmecken Süßigkeiten echt etwas komisch: viel zu süß und unecht.
Ist man aber wie ich wieder in so eine Zuckerfalle geraten (und wie viele sind das lebenslang), kippt der Blutzucker nach einer salzigen Mahlzeit mit Haferflocken in den ersten Tagen ins Gegenteil. Der Zuckerspiegel fällt ab, und man bekommt einen leichten Hunger auf etwas Süßes. Nun ist ein meist zuckerhaltiger Nachtisch keine Lösung, nimmt man stattdessen etwas (Vollkorn-)Brot, einen Gemüsesmoothie oder ein Stückchen Käse zu sich, wird sich der Körper allmählich auf einen besseren Blutzuckerwert einstellen. Das dauert meist nur ein paar Tage.
Ich mag es trotzdem, weiterhin Haferflocken hin und wieder zum Essen zu geben, denn vergessen wir nicht, in jedem verarbeiteten Lebensmittel steckt Zucker.
Weil ich auch darüber in letzter Zeit feststellen musste, wieviel Unkenntnis mittlerweile darüber herrscht, hier noch die Wiederholung einiger Fakten über den Begriff 'Zucker'.
- Der Zucker, der in diesem Artikel die Hauptrolle spielt, ist der weiße Industriezucker. Er kommt in allen verarbeiteten Lebensmittel vor: Wurst, Fertiggerichte, Süßwaren etc..
- In unverarbeiteten Lebensmittel kommt auch Zucker vor. Es handelt sich aber nicht um industriell verarbeiteten Rübenzucker, sondern um biologische Zucker. Davon gibt es verschiedene Arten: Einfachzucker, die schnell ins Blut gehen und schnell den Blutzuckerspiegel anheben, Mehrfachzucker, oft Fruchtzucker, also der biologische Zucker im Obst, und langkettige Zucker wie die Stärke, die den Blutzuckerspiegel nur langsam erhöhen. Die Begriffe stammen aus der Biochemie. Industriezucker hat damit nichts zu tun.
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