Donnerstag, 30. Januar 2025

Hegel

"Sieh, mein Kind, sieh

Den Fluß dir an.

Als Tropfen nur, als

Nichts fängt er an.

Und siehe, nach der

Biegung dort, dort

Schwillt er schon weiter an.

Und nach einem Weg,

Von einer Meile vielleicht,

Da fällt er hinab in die Tief'."

"Wie braus und kracht es

So sehr, oh Vater." "Ja, mein Kind,

Doch siehst du nicht,

Wie sachte er dann wird, so sachte?"

"Wie lang' es dauert, dann er

Schäumt erst wieder."

"Ja siehst du denn darin die 

Brocken nicht?" "Markieren

Sie den Fluß nicht nur;

Verwirbeln, verspritzen sie nicht 

Den Lauf so recht nach Herzensgenuß?"

"Ja. Doch ich ahn' es schon,

Je weiter er kommt,

Je breiter er wird,

Jede Stromschnelle, die sich in ihm verirrt,

Ich seh' es kommen,

Er spürt sie immer noch,

Wenn er das große Weltenmeer speist."

"Ja, Vater."

"Und nun, mein Kind, sieh den Geist."

(5.4.1996)






 

Mittwoch, 29. Januar 2025

Gedanken II

 Willst du erkunden

Die klar und dünnere Höh',

Hab gute Lungen,

Du wirst den Mangel nicht spüren,

Das Licht aber dich führen.






Montag, 27. Januar 2025

Erinnern und vergessen: Eine Geschichte

 



Um die Hausecke biegend sehe ich sie. Mein Herz klopft vor Freude. Hier hat sich nichts verändert. Nur im Haus wohnt jemand anderes. Wir haben uns angefreundet.

Der Garten ist nicht mehr, aber die Mauer hinten am Hof steht noch da. In gewohnten Bewegungen steige ich hinauf und lege mich mit meinem Rücken auf die Mauer. Ich drehe den Kopf auf die Seite und schaue über die Felder, hin zu den Bahngleisen und weiter. Ich schaue in den Himmel hinein.

Dann schließe ich meine Augen und lasse mich auf der Mauer von der Sonne wärmen.

“Hol’ mal Kartoffeln aus dem Keller.” Ich ahne die Worte nur, die mir meine Mutter vom Treppenhausfenster aus zuzurufen versucht. 

Deshalb ist die Mauer mein Lieblingsplatz. Hier kann ich träumen, kann weit blicken, kann manchmal meinem Vater bei der Gartenpflege zuschauen. Die Worte meiner Mutter erreichen mich nicht.

Es ist Sommer und so herrlich warm. Im Garten blüht es in vielen Farben. Das Getreide auf den Feldern wird bald reif sein. Mein Bruder hat gerade den Rasen gemäht und so liegt der Duft von frischem Gras in der Luft. Ich liebe den Sommer. In zweieinhalb Wochen habe ich Geburtstag, und danach sind die Sommerferien vorbei. Was das neue Schuljahr wohl bringen mag?

Es wurde ein aufregendes neues Jahr. Ich saß neben meinem heimlichen ersten Jugendschwarm und einer lieben Freundin. Der Ausblick aus dem Klassenzimmer war super, denn der Raum lag im obersten Stockwerk der Schule und der Blick reichte über die Silhouette der Stadt hinweg. Ich mag weite Ausblicke.

Ich hatte mit einem Tanzkurs begonnen. Mit meinen schlacksigen, viel zu langen Armen und Beinen versuchte ich mich in die Musik einzufühlen. Nur beim schnellen Walzer gelang mir das sofort. Der erste Kuss kam nach einer dieser Tanzstunden. Ach, die Jugend!

Der Herbst verging. Ein schöner Herbst mit Herzklopfen und kleinen dummen Dingen, die verliebte Teenager so machen.

“Im November fahre ich zur Spielwarenmesse. An dem Wochenende telefonieren wir dann nur, ja?”
“Klar. Und wenn du wieder da bist, erzählst du mir alles.”
“Mach ich.”

Im November machte meine Mutter eine dieser Kuren, die in den Siebzigern und Achtzigern so gerne verschrieben wurden.

“Wollen wir deine Mutter am Wochenende besuchen fahren?”

“Na klar.”

Schnee lag im November. Aber das kam in diesen Jahren hin und wieder vor. Wir packten die Skier ins Auto und machten uns auf den Weg, und zwei Stunden später tranken wir mit meiner Mutter zusammen Kaffee. 

“Der Typ da drüben ist sehr nett. Manchmal gehe ich mit ihm zum Schwofen.” Vor zwei Tagen hatte mein Vater meine Mutter besucht.

Nach dem Kaffee fuhren wir wieder los, parkten das Auto und zogen die Skier an. Im geloipten Schnee, auf entgleistem alten Bahndamm liefen die Skier leicht neben der neuen Eisenbahnstrecke her.  Das ist die letzte Erinnerung. Danach ist an guten Tagen Nebelgewölk in meinem Kopf mit verschwommenen Umrissen. Meistens jedoch Ohnmacht. Alles wird schwarz und ich versinke in Vergessenheit.

Am frühen Abend finde ich mich zuhause auf dem Hausflur im ersten Stock wieder. Es kommt selten vor, dass niemand zuhause ist. Nur ich. Und das wird mir gerade viel zu viel. Etwas ist zerbrochen. Ich kann mich nicht mehr zusammensetzen. Bin ich noch sechzehn oder noch fünfzehn oder schon zwanzig? Was war gestern für ein Tag? Ach ja, mein Freund kommt ja erst morgen Abend wieder zurück. 

Einmalig, zum ersten Mal, schwindelig steige ich die Treppe zum Boden hoch. In einer Kammer ganz offen steht der Alkohol meiner Eltern. In diesem Haus wird nur zu Feierlichkeiten getrunken. Die Flaschen sind alt. Wahllos greife ich eine und setze an.

Nachts wird mir übel. Das ist mir peinlich. Noch ein erstes Mal. Wann werde ich mich davon erholen?

Ich öffne kurz meine Augen und bewege etwas meine Beine auf der Gartenmauer liegend. Es ist erst wenige Wochen her, dass ich das wieder uneingeschränkt tun kann. Sechsunddreißig Jahre lang nicht. Sechsunddreißig Jahre vergaß mein Körper nicht, aber ich, wie der Schaden zustande kam.

Das heißt, mit der Zeit blitzen aus den Nebelfetzen in meinem Kopf scharfe Umrisse auf, mehr nicht. Minuten des Vergessens. Lebensminuten verloren, vergessen.

Nur einen Satz, den letzten vor Antritt der Rückfahrt vom Skifahren, habe ich nie vergessen. Er steht klar vor mir: “Erzähle niemanden davon. Es wird dir sowieso niemand glauben.”

 Circa zwanzig Jahre später hörte ich denselben Satz noch einmal. Diesmal von einem Polizisten im Geschäft meines Exmannes nach Ladenschluss. Diesmal gab es keine Nebelschwaden in meinem Kopf, sondern nur Klarheit und Schmerz.

Schmerz auch über den Verlust der Wahrheit.


Sonntag, 26. Januar 2025

Gedanken I

 Klare Gedanken

Wie klare Luft bringen dich

Niemals zum Wanken.

Drum steige nie zu hoch, nie

Zu tief, beste Luft nie flieh.





 

Samstag, 25. Januar 2025

Welche Worte wollen fließen?

 Welche Worte wollen fließen?

Wollen der Welt sagen, 

Dass ich dich liebe.

Wie die Blume den Sonnenschein.

Wie das Gras die Tautropfen.

Wie meine Füße den kühlen Bach

Am heißen Mittsommertag.

Wie eine stille, ewig leuchtende Kerze

Inmitten der dunklen Winterszeit.

So fließt meine Liebe zurück zu dir.




Natur

 Des Herbstes Stürme

Gewaltig klarer Lichtblitz

Uns Menschgewürm:

Alles pressen wir in Form.

Die Natur hat keine Norm.





Sonntag, 19. Januar 2025

Samstag, 18. Januar 2025

Farbenfreude

 Wassermelonen

Im grauen Winterhalbjahr,

Das muss sich lohnen!

Das frische Grün drum herum.

Innenrot kommt auch nicht um.




Freitag, 17. Januar 2025

Albtraum

 Ein Löwe sprang zu dir 

Und spielte mit dir.

Dann begann er zu fressen.

Dich!

Ich sprang hinzu und kämpfte.

Rang mit einem Löwen um dich.

Ich gewann

Dich zurück.

Zum Glück!




Mittwoch, 15. Januar 2025

Tag für Tag

 Schroffe Bergeshöh'n,

Ihr Anblick im Abendlicht:

Einfach wunderschön.

Am Tagesende sich zeigt,

War's genutzte, vertane Zeit?






Dienstag, 14. Januar 2025

Montag, 13. Januar 2025

Die Bedeutung von Memes anhand eines Beispiels


Politisches Meme: “... und das auch noch.”

  


I Abbildungsverzeichnis



Abb. 1: Meme: “... Und das auch noch.”

Abb. 2: Foto 1, Original für Meme: Traktorprobefahrt mit Ammoniak 

Abb. 3: Foto 2, Original für Meme: Ausritt in Tuvi


II Inhaltsverzeichnis


I Abbildungsverzeichnis

II Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kontext

3. Beschreibung

4. Interpretation

5. Kontextualisierung

VI Literaturverzeichnis

  1. Einleitung


Memes sind aus dem öffentlichen Diskurs, besonders in den sozialen Medien, nicht mehr wegzudenken. “Sie sind ein integrierter Bestandteil von zeitgenössischer visueller digitaler Kultur.” (Bernhardt 2019,5)

Im Gegensatz zu Bildern, die viral gehen (Virals), sind Memes veränderte Bilder, die verbreitet werden. An Xiao Mina definierte Memes so: “A piece of online media that is shared and remixed over time within a community.” (Mina 2019,6)

Da sie ein Teil der täglichen Kommunikation auf Social Media (vgl. Bernhardt 2023, 5) sind, werden auch und vor allem aktuelle Themen angesprochen.

Das besprochene Meme erschien am 5.1.2024 auf Twitter in einem privaten Kanal. Das Meme steht im zeitlichen Zusammenhang der politischen Ereignisse, was zunächst nicht zwingend notwendig erscheint, betrachtet man nur das Bild. Aber Kontext und Zeitgeschehen spielen eine Rolle.

  1.  Kontext


Der (anscheinend private) Twitter-Kanal “Le Legionar” reagiert mit dem Meme auf ein aktuelles Tagesereignis, das in allen Medien besprochen wurde. Bauern blockierten den Fähranleger in Schlüttsiel, so dass eine ankommende Fähre aus Hallig Hooge, auf der sich der deutsche Wirtschaftsminister Habeck befand, sich entschloss, wieder umzudrehen.

Angekündigt waren Bauernproteste ab dem achten Januar schon um die Weihnachtszeit herum. Jeder sollte in Ruhe Weihnachten feiern können, erklärten Bauernvertreter. Doch diese Blockade fand vor dem 8.1.2024 statt, weil an diesem Tage Minister Habeck seinen Urlaub auf Hallig Hooge beendete und mit der Fähre ans Festland übersetzen wollte. Am selben Tag erscheint das Meme.

Was ist darauf zu sehen? Auf einem asphaltierten Platz vor einem parkähnlichen Hintergrund steht ein Traktor. Als Traktorfahrer wurde Putin in das Bild integriert. Im Kontext zum Tagesgeschehen handelt es sich nicht um irgendeinen beliebigen Traktor, sondern er steht als einer für die vielen Traktoren bei der Blockade. Da die deutsche Regierung immer wieder von “Putins Krieg” spricht, gemeint ist der seit 2023 bestehende Krieg zwischen der Ukraine und Russland, wird das Meme zu einem politischen, wenn als Traktorfahrer Putin hinzugefügt wird. 

In einem Beitrag von Foxell wird über die Bedeutung der Photographien von Putin für seine Wahrnehmung besonders in Russland dargestellt. In diesem Beitrag ist das Originalfoto von Putin abgebildet, das für das Meme verwendet wurde. Das Foto ist aus 2009 und der Zusammenhang ist ein ganz anderer. Dieser Umstand verdeutlicht sehr gut die Funktion von Memes. Sie sind in der Regel am Zeitgeschehen sehr nah dran, bis hin zur Tagesaktualität, sie verändern das Original, sie werden erst durch den Kontext vollständig verständlich.

Der Kontext ist in diesem Fall mehrfach gegeben. Einerseits gab es den ganzen Tag über und darüber hinaus Berichte und Videos mit Traktoren, die die Zufahrt zur Fähre blockierten. Betrachter des Memes werden also beim Anblick eines Traktors am 5.1.2024 diese Nachricht assoziieren. Auch Putin ist spätestens seit dem Ukrainekonflikt medial nahezu täglich präsent. Dem Meme-Betrachter sind also durchaus Assoziationen ohne weiteren Kontext zuzumuten. Wie bei der Plattform X (früher Twitter) üblich, wird das Bild aber durch drei Hashtags, Smileys und einem Satz ergänzt, die das Meme eindeutig in das Geschehen einbinden. Hashtags: Habek, Putinkommt, Bauernproteste. Smileys: drei lachende Gesichter. Text: Das auch noch, dagegen ist das ja mit dem Habek uffm Dampfer weniger als nix. 


  1.  Beschreibung


Der Hintergrund des Memes ist eine ruhige, grüne Gegend in einem Industriegebiet oder Ähnlichem. Der Schluss liegt nahe, denn der Hintergrund ist dem eines Produktfotos mit dem Copyright von Amogy/ Bryan Banducci  sehr ähnlich, wenn nicht in Teilen gleich. Dieses Foto ist das Titelbild eines Artikels von Thomas Göggerle (vgl. Göggerle 2022, 1) für Agrarheute. Das Besondere an diesem John-Deere-Traktor ist, dass er mit Tanks und Schläuchen versehen ist, die den Traktor statt mit Diesel mit Ammoniak antreiben. Göggerle berichtet, dass es sich um ein amerikanisches Start-up Projekt handelt (vgl. ebd.). Es ist also kein Zufall, dass dieser Traktor für das Meme verwendet wurde. Ausschlag für den Bauernprotest ist ja das Aus für den Agrardiesel und die KFZ-Steuerbefreiung für Landwirte. 

Auf dem Meme sieht man sehr deutlich, dass Putin aus einem anderen Bild hinzugefügt wurde. So ist ein Steigbügel zu erkennen, und Putin sitzt nicht im Traktor, sondern quasi “davor”: Das Bein im Steigbügel berührt die Einstiegsstufen des Traktors. Die Hände mit den Zügeln erreichen gerade eben nicht das Lenkrad.

Putin trägt bis zur Wade reichende Wanderstiefel, Outdoor Hosen, eine Kette und eine Sonnenbrille. Sein Oberkörper ist frei. Diese Bekleidung wurde bewusst gewählt. Foxall beschreibt genau, wie das Foto, das zu einer Serie gehört, zustande kam, und welche Hintergründe es gibt. 


  1. Interpretation


Dass Kleidung immer auch eine Aussage des Tragenden ist, selbst wenn die Person sagte, sie wolle mit ihrer Kleidung nichts aussagen, erklärt Joshua Miller in “Fashion and Democratic Relationships” sehr gut. Putin hatte für die Fotos von ihm Fotografen zu seinem Sommerurlaub eingeladen. Hier wurde also bewusst das Setting und auch die Kleidung ausgewählt. Foxalls Titel wurde nicht umsonst “Photographing Vladimir Putin: Masculinity, Nationalism and Visuality in Russian Political Culture” gewählt. Er begründet seine Überschrift sehr gut im folgenden Text. Putins Kleidung während der Fotoaufnahmen im Urlaub in Tuva beschreibt er treffend so: “In most of the photos, Putin wears military-style clothes and boots, his eyes hidden behind reflective sunglasses.” (Foxall 2005, 15) und zieht einen Vergleich zu Indiana Jones (ebd.). Für das Meme wurde nur die Person ohne Hintergrund verwendet.

Der Indiana-Jones-Vergleich ist eine gute Überleitung zur interpretativen Einordnung des Memes. Die maskuline, “Indiana Jones-ähnliche” Kleidung und Umgebung sind das am ehesten passende Äquivalent zum Bauern während der Protestaktion Anfang Januar.

Auch wenn der Hintergrund des ursprünglichen Fotos des John-Deere-Traktors schwieriger hätte verändert werden können, weshalb er belassen worden ist, passt die ruhige, teils grüne Umgebung in gewisser Weise besser zu der Berglandschaft in Tuva, wo Putins Fotos entstanden waren, als eine belebte Innenstatdtstraße. Wie schon erwähnt, liegt es nahe, dass das Testgelände, auf dem die Demonstrationsfahrt des umgebauten Traktors stattfand, auf den Fotos zu sehen ist (vgl. Göggerle 2022,1).


  1. Kontextualisierung

   

Der Traktorfahrer Putin und der Landwirt Hand in Hand? Die Smileys in dem Tweed zeigen mit den lachenden Gesichtern, dass das Foto mit Humor gesehen werden darf. Auch das ist eine Seite von Memes (vgl. Bernhardt 2023, 5). Genauso wie Indiana Jones eine fiktive Filmfigur ist, ist die fotografische Auswahl der Bildmotive und Settings während Putins Urlaub teilweise auch fiktiv, denn natürlich wurden diese Fotos vorher genau besprochen, sie gehören zur gesamten visuellen Darstellung Putins als Politiker, sind aber nur ein Ausschnitt davon. Und natürlich sind bei den Urlaubsbildern die Fotografen nicht objektiv. Putin soll nicht negativ dargestellt werden.

Dennoch spielen die fotografisch dargestellte männliche Kraft und die Kraft der Traktoren im Meme eine Einheit her. Der Bezug des Memes zum Bauernprotest wurde eindeutig hergestellt, einmal durch den Hashtag selbst und durch den Traktor mit dem Ammoniaktank.


Abbildung 1: Meme: “... und das auch noch.”

Abb. 1: https://x.com/LeLegionar/status/1743343711314993606?s=20


Dass für das Meme dieser besondere Traktor mit den Ammoniaktanks gewählt wurde. Ammoniak wurde mit diesem Traktor als Alternative für Diesel getestet, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Dies ist ein Ziel der Regierung. Zieht Putin als Traktorfahrer dieses Modells mit? Andererseits, wo wäre dann der Witz, die Bedeutung des Memes?

Nein, vielmehr kommt das Meme durch die Verwendung gerade dieses Fotos ganz ohne Worte aus. Das politische Thema um Diesel und CO2-Ausstoß wird durch die Tanks und Schläuche deutlich.

Putin ist somit den Bauern als Traktorfahrer gleichzusetzen.

Und diese Traktorfahrer haben an jenem Tag durch ihre große Anzahl im Gegensatz zu dem kleinen Fähranleger gezeigt, wie wichtig ihnen ihr politisches Thema ist. Einsparungen bei den Bauern, wo nichts mehr einzusparen ist. Ein Gespräch mit der Regierung wird gesucht, dessen Vertreter lieber wieder ablegt als zu reden (Am Folgetage verbreiteten sich Augenzeugenvideos vom Ablauf nicht ganz viral). Durch die Ankündigungen nicht überraschend, setzten sich die Proteste bundesweit fort. Andere Berufsstände beteiligten sich. Es zeigt sich, wiederum auch durch die Masse an Traktoren, dass es hier um mehr geht, als “nur” um eine Steuer oder den Agrardiesel. Die Menschen protestieren gegen das Verhalten der Regierung ihnen gegenüber.

Hier zeigt das Meme seine besondere Bedeutung als visuelles Element. Tagesaktuell kann eine eigene politische Meinung oder Stellungnahme zu einem Thema bildlich dargestellt und verbreitet werden. Je nach Reichweite des Kanals und Beliebtheit des Memes verbreitet sich das Meme. Und je nach Reichweite sind seine Einflussmöglichkeiten. Vor allem ist es eine Möglichkeit, sich durch Ironie und Satire über Politiker, aber auch Situationen, lustig zu machen (vgl. Bernhardt 2023, 4). Es ist auf diese Weise möglich, am politischen Diskurs teilzunehmen. 



Abbildung 2: Original für Meme 1:  Traktorfahrt mit Ammoniak

Abb. 2: Screenshot: https://www.agrarheute.com/technik/traktoren/john-deere-traktor-tankt-duenger-keine-emissionen-594426 


Abbildung 3: Original für Meme 2: Ausritt in Tuva

Abb. 3: Putin beim Ausritt in Tuva 2009.

https://images.app.goo.gl/kT6yoBKHixJMHkKL9

VI Literaturverzeichnis



  • Bernhardt, Petra; Liebhart, Karin; Pribersky, Andreas (2019): Visuelle Politik: Perspektiven eines politikwissenschaftlichen Forschungsbereichs. 2019. DOI 10.15203/ozp.2961.vol48iss2

  • Bernhardt, Petra (2023): Political Memes.

  • Foxall, Andrew (2013): Photographing Vladimir Putin: Masculinity, Nationalism and Visuality in Russian Political Culture. Routledge Taylor & Francis Group.

  • Göggerle, Thomas (2022): John Deere-Traktor tankt Dünger - keine Emissionen. agrarheute. 

  • Miller, Joshua I. (2005): Fashion for Democracy. Northeastern Political Science Association 2005.

  • Mina, A. (2019): Memes to movements: How the world's most viral media is changing social protest and power. Beacon Press.

  • Tagesschau (2024): Tagesschau vom 05.01.2024. (Nur ein Ausschnitt der Berichterstattung)

  • https://x.com/LeLegionar/status/1743343711314993606?s=20

  • http://premier.gov.ru/eng/visits/ru/6122/events/4678/photolents.html

  • Zidani, Sulafa (2022): How to Conduct Internet Meme Research. SAGE Publications, Ltd.. https://doi.org/10.4135/9781529609714 

Tanka 'Dunkle Nachtwolken'

 Dunkle Nachtwolken,

Die ziehen, als wenn zügig

Sie fliehen wollten.

Allein der Wind sie aufhält,

Bis dass der Blitz sie aufhellt.





Samstag, 11. Januar 2025

Tanka 'Es mühselig rinnt'

 Es mühselig rinnt

Das Flusswasser im Winter

Untern Eis geschwind.

Doch jeder flotte Tropfen

Legt den Fluss aufwärts offen.





Donnerstag, 9. Januar 2025

Tanka Fenstersterne

 

Die Fenstersterne

Aus weißen Glitzerfäden,

So wär'n wir gerne:

Ach, so reichlich elegant.

Doch im Sommer nicht mal Tand!


Eisblumen im Fenster




Mittwoch, 8. Januar 2025

Kleine Erfahrungen zu einem großen Thema: KI

 Als früh beruflich Betroffene war ich KI gegenüber stärker als gewöhnlich skeptisch eingestellt. Inzwischen ist meine alte Neugier, Neues kennenzulernen, zurück. Und so habe ich einige winzige Schritte mit KI gemacht. 

Hat sich meine Haltung geändert?




1. Die Ausgangsposition

Obwohl die Schwierigkeiten mit KI geschriebener Texte nicht privat verwendeter Natur von Anfang an bekannt waren, veränderte sich der ganze Texter- und Autorenbereich. 
Eigentlich ist es ganz klar, dass KI-Texte in der Literatur nichts verloren hat. Trotzdem findet man bei sehr vielen Ausschreibungen diesen Hinweis.
Im Texterleben hat mich das völlig überrumpelt. Und das gleich zweimal. Erst die C-Zeit mit Homeoffice (Ach ja, schreiben geht ja von zuhause aus.) Und dann eben Chat GPT.
Heute weiß ich, dass ich für diese Kunden gar nicht mehr schreiben möchte. Aber damals ging mir das alles zu schnell.

In diesem Punkt hat sich meine Haltung nicht geändert. Wer unbedingt bei Gliederung und Ideenfindung Unterstützung braucht, mag KI nutzen. 
Wer sich das Schreiben auf die Fahnen geschrieben hat und weiß, dass nur Kontinuität, Üben und Authentizität über kurz oder lang gute Texte schafft, der braucht kein KI.



2. Wie geht das überhaupt?

Vom Hörensagen wusste ich, wie das in etwa abläuft. Aber ich wollte, wie gesagt lange nichts davon wissen.
Neulich googelte ich einfach einmal nach einer Testversion. Und siehe da, nach einigen Klicks war ich bei Canva gelandet, womit ich viele Dinge gestalte. Dort gibt es seit einiger Zeit ein KI-Tool zur Bildgestaltung. Es gibt aber auch noch andere freie Bild-KI.
Ich spielte mit Eingaben herum, um zu sehen, was dabei herauskam. Schnell merkte ich, was möglich ist, was eher nicht.
Für eine Notizbuchreihe gab ich immer neue Vorgaben ein. Da es bei der Reihe um Haustiere geht, übte ich mit gängigen Haustieren und eher 'Nischen'- Haustieren. Bei Hund, Katze, Maus kamen schöne Ergebnisse heraus. Bei Degus und Singsittichen waren die Ergebnisse mau.

Kein Veilchen, sondern ein 
Ackerstiefmütterchen oder ein 
Hornveilchen



Positiv dagegen waren  meinen Erfahrungen für Illustrationen zum Tagesgedicht, was gerade eine kleine Winterpause einlegt. Gerade im Winter und Herbst, sind die Fotomotive selten so, dass sie Aufmerksamkeit erregen, und Gedicht und Foto in Einklang zu bringen, ist auch nicht immer leicht. 
Im Frühjahr und Sommer verstreue ich ja gerne Blumen- und Naturfotos.
Oder ich illustriere selbst, aber für die Rubrik 'Tagesgedicht' fehlt dazu die Zeit. Die brauche ich, um die Gedichte und Texte in den EBooks zu illustrieren.
Also testete ich KI-generierte Bilder. Und ich muss sagen, das kommt an. Ich treffe sehr viel genauer den Kern meines Gedichts als ich das täglich selbst zeichnen könnte. Und Bild und Text ergänzen einander sehr gut. 
Hier ist die Gefahr eines Plagiats auch noch geringer, weil der Gedankengang eines Gedichts ein eigener, persönlicher ist.




In diesem Punkt hat sich meine Sicht teilweise geändert. Für ein Buchcover würde ich KI nicht einsetzen. Kann ich es selber nicht gestalten, dann lieber einen Illustrator fragen. Für Low-Content oder eben Gedichtillustrationen kann sie gute Dienste leisten.



3. Privatvergnügen

Seit KI gibt es viele neue Kanäle auf Youtube. So manche Titel klingen vielversprechend. An einem müden Feierabend schaute ich mehrere kürzere KI-Videos hintereinander an. Darunter war eines, das genderte, also immer diese Atempause und dann die andere Geschlechtsvariante. Danach fühlte ich einen Schluckauf im Kopf. 
Schlimm war auch, dass KI fremdsprachige Worte als solche nicht erkennt, so dass ganz merkwürdige Worte entstanden. Als Abschluss des Abends hörte ich mir ein Hörbuch mit einer echten Stimme an. Wie wohltuend und entspannend!

Dieser Punkt bestärkt meine Haltung absolut. Die Inhalte dieser KI-Videos sind deshalb mit Vorsicht zu genießen, weil man genau hier nicht mehr genau sagen kann, wo die Quelle anfängt und wo Interpretation sich einmischt. Außerdem sind die Hörbücher einfach ungemütlich anzuhören.

KI-freier Hörbuchkanal
https://www.youtube.com/@TopHoerbuecher



Fazit

Mir ist bewusst, dass ich hier der Zeit etwas hinterherhinke und nur einen winzigen Ausschnitt betrachte. 
Umso glücklicher bin ich, dass ich mich diesem Neuen stelle, denn es hat große Auswirkungen, die nur absehbar werden, wenn wir darüber diskutieren. 
Meine Erfahrungen zu einem kleinen Teilbereich zu teilen, scheint wenig, ist dafür aber ehrlich. Eine Grundlage zum Austausch. Seien wir uns bewusst: KI kreiert nichts Neues, es puzzelt aus unseren Ideen zusammen. Wie sehen unsere Puzzleteile aus?


Foto von Diva Plavalaguna, pexels


Kurioses - Besser nicht nachfragen, oder?

 Ich gehöre einer Generation an, die unter Umweltschutz versteht, Vögel zu beobachten und ihren Bestand zu zählen, bei der Krötenwanderung den Tieren über viel befahrene Straßen zu helfen, und die Anlage von Kräuterspiralen beschäftigte uns.

Als die Mülltrennung zum ersten Mal aufkam, war ich dafür. Das ist mehrere Jahrzehnte her. Und heute?

Kurios.

Ein paar Eindrücke.


Foto von saurabh mention, pexels


Ich habe lange Zeit in der Stadt gelebt und dort empfand ich die Einführung der 'grünen Tonne' als sehr nützlich, denn in der Stadt kann man nun mal keine Komposthaufen errichten. 

Die Trennung von Altpapier und Glas war ebenfalls sehr verständlich. Das Recycling kam auf. Find ich gut. Was macht man eigentlich mit alten Dosen? Außer einen Teelichtofen, versteht sich. Nun ja, das habe ich wohl vergessen.

Auch eine gute Idee.
Foto von Ylanite Koppens, pexels


Die Zeit meines Landlebens ist nun länger als mein Stadtleben. Wie in meiner Kindheit ticken auf dem Land die Uhren anders. So findet man in vielen Gemeinden Abweichungen vom Trennsystem. Ortstypische Varianten, Besonderheiten eben.


Kleiner Plausch
Foto von Efrem Efre, pexels


Und so kam es nach Neujahr 2025 zu folgender Geschichte.

In vielen Dörfern einer Region holte eine Gesellschaft Glas und Dosen/ Metalle zusammen ab. Sie landeten gemeinsam auf einen Anhänger. 

Kunststoffe wurde in gelben Säcken gesammelt. Die wurden am Abholtag auf die Straße gelegt und abgeholt. Im Laufe der Jahre wurde der Zeitpunkt der Abholung immer später und unregelmäßiger am Tag, so dass bei Wind sich die Säcke selbstständig machten. Manche am Vorabend hinausgelegten Säcke wurden von Tieren aufgerissen und alles Gesammelte  flog durch die Straßen.

Das erinnerte mich an den Grund, warum ich Mülltrennung an sich gut finde, denn in vielen Ländern, die ich bereist habe, werden kleine Plastikbeutel zu Hauf verwendet und sie fliegen vielfach durch die Landschaft. 

Aufgeräumt!
Foto von Jan van der Wolf, pexels


Ich selbst habe eine Möwe von einem großen Stück Plastik befreit, in das sie sich rettungslos verknotet hatte. Natürlich erkannte die Möwe meine hilfreiche Absicht nicht ganz, was mir einige Schnabelhiebe einbrachte. Aber es gelang. 

Foto von Anurag Jamwal, pexels


Besonders aus diesem Grunde nahm ich vor Jahren an einem Schreibwettbewerb teil, woraus schließlich das EBook 'The Diver in the Sand' entstand.

Nun wehte an schlechten Tag der Müll durch den Ort.

Als daher Ende November 2024 gelbe Tonnen in mehreren Dörfern verteilt wurden, bedeutete das wohl das Ende von durch die Gegend fliegenden Müll und Säcken.

Neugierig las ich den Text auf einer solchen Tonne. Darauf stand, was in die neue Tonne gehörte. Kurios. Ich fand in einer Ortschaft sogar einen Termin, wo es nur um die Befüllung der neuen Tonne ging. Leider zu weit weg.

Am nächsten Abholtag lagen wieder die 'gelben Säcke auf der Straße. Daneben die Körbe mit Dosen und Glas vereint.

Dann verließ uns das Jahr 2024 und ein neuer Abholtag, der erste im Jahr 2025, brach an. 'Gelbe Tonnen' bevölkerten die Straße, verschwunden fliegende Säcke. Daneben die Körbe, manche mit Dosen und Glas, manche nur mit Glas gefüllt.

Ich war erst nachmittags wieder zurück. Verlassen, einsam standen einige Körbchen, befüllt mit Glas UND Dosen, versehen mit einem großen gelben Zettel auf der Straße: Mitnahme verweigert. Falsch befüllt!

Nach mindestens über einem Jahrzehnt gehören die Dosen in die/ den 'Gelbe Tonne/ Sack, und derselbe Dienst, der vorher anstandslos Glas und Dosen vereint einsammelte, verteilt nun 'Strafzettel'. 

Nein, nein, nein. Das gehört woanders rein.

Also ich glaube - nein, besser nicht! - Denn sonst heißt es für mich: Das darf man nicht!

Aber eins gebe ich zu bedenken: In meinem Stadtleben konnte man zur Deponie fahren und vom entstandenen Kompost, sich etwas für sich abholen. Der Grüne-Tonnen-Inhalt wanderte in meinen Kleingarten. Recycling von Papier, Glas und Plastik ist weit verbreitet und normal geworden. Aber was ist mit der Dose?  

Foto von Nico Brüggeboes, pexels


Innerlich

 Tief in mir  Ist ein Punkt Ganz still. Ihn zu finden, Ist jeden neuen Tag Neu nötig Wie die Tasse  Kaffee am Morgen Für die meisten.