Donnerstag, 30. Januar 2025

Hegel

"Sieh, mein Kind, sieh

Den Fluß dir an.

Als Tropfen nur, als

Nichts fängt er an.

Und siehe, nach der

Biegung dort, dort

Schwillt er schon weiter an.

Und nach einem Weg,

Von einer Meile vielleicht,

Da fällt er hinab in die Tief'."

"Wie braus und kracht es

So sehr, oh Vater." "Ja, mein Kind,

Doch siehst du nicht,

Wie sachte er dann wird, so sachte?"

"Wie lang' es dauert, dann er

Schäumt erst wieder."

"Ja siehst du denn darin die 

Brocken nicht?" "Markieren

Sie den Fluß nicht nur;

Verwirbeln, verspritzen sie nicht 

Den Lauf so recht nach Herzensgenuß?"

"Ja. Doch ich ahn' es schon,

Je weiter er kommt,

Je breiter er wird,

Jede Stromschnelle, die sich in ihm verirrt,

Ich seh' es kommen,

Er spürt sie immer noch,

Wenn er das große Weltenmeer speist."

"Ja, Vater."

"Und nun, mein Kind, sieh den Geist."

(5.4.1996)






 

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