Das Thema stammt von einer Blogparade. Ich dachte, es passt sehr gut, sich einmal mit diesen zwei Fragen auseinanderzusetzen.
Die zweite Frage ist schnell beantwortet: Warum ich schreibe? Ich werde sehr, sehr, sehr übellaunig, wenn ich längere Zeit nicht schreibe kann.
Doch zurück zu den Anfängen - Wie kam ich zum Schreiben?
Ich bin in einem Dorf auf einem Bauernhof aufgewachsen, dessen Bewirtschaftung erst mein Vater beendete, als er den Entschluss zu einer Zweitausbildung (wie ich später) traf. Das Grundstück, der riesige Garten und ein paar Hühner mussten aber weiter gepflegt werden. Viele langweilige Tätigkeiten gehörten dazu.
Zuerst teilten einer meiner Brüder und ich uns manche Aufgabe und wir dachten uns Spiele aus, um die Langeweile zu vertreiben. Er erzählte mir auch ausgedachte Geschichten zum Einschlafen. Später dachte ich mir selbst Geschichten aus. Es waren Fortsetzungsgeschichten, die ich immer weiter spann, wenn ich eine langweilige Tätigkeit ausführte oder vor dem Einschlafen. Das endete erst mit meinem 'Unfall' in Teenagerjahren. Der erlittene Schock veränderte mein Leben nicht nur körperlich.
Wie fühlte ich mich bei meiner ersten Veröffentlichung?
Da muss ich etwas vorausschicken. Meine Abiturzeit war eine der ersten schweren Zeiten für mich. Neben dem Lernen musste ich eine Entscheidung treffen, was ich nach dem Abitur machen wollte. Und ich musste diese Entscheidung alleine treffen. Meine Familie war am Auseinanderbrechen und es war kurz vor dem kompletten Aus.
Schweigend dachte ich lange darüber nach, besuchte eine Univeranstaltung, aber meistens saß ich abwägend auf der Gartenmauer, unsichtbar für alle. Ich wäre gerne Landschaftsgärtnerin geworden, aber ich hatte schon seit meinem 12. Lebensjahr einen kranken Rücken (Schon immer fand ich den Namen Scheuermann sehr passend für einen Buckel).
Biologie studieren wäre Traumhaft gewesen, aber mit den Fachrichtungen Zoologie und Botanik würde ich niemanden hinter dem Ofen hervorlocken können, dass hatte mir die Univeranstaltung klar gemacht.
Einmal durchblätterte ich eine Zeitschrift meiner Erzeugerin. Auf der vorletzten Seite war eine Anzeige: Die große Schule des Schreibens, Axel Andersson Akademie. Ich meldete mich an. Schweigend.
Ich dachte auf der Gartenmauer über die Zukunft als Autorin nach. Nur leider hatte ich das Weltbild einer glühenden Schillerverehrerin: Vom Schreiben allein konnte man nicht leben. Ich bedachte nicht, dass Schiller schon einige Jährchen tot war und wir das Jahr 1992 schrieben. Fataler Fehler!!!

Nebenbei schrieb ich. Meinen ersten Auftrag hatte ich 1993 oder 1994. Drachengedichte für das Journal 'Sport, Design, Drachen'. Da ich zu jenem Zeitpunkt ungefähr am Tiefstpunkt meines Selbstwertgefühls angekommen war, hinterließ das wenig Eindruck auf mich und funktionierte nicht perfekt.
Aber dann. Es musste etwa 1995 gewesen sein. Da reichte ich ein Gedicht bei einer Zeitung in Bad Oldesloe ein. Es wurde gedruckt!💓 Ich war so außer mir vor Freude, das ich vor lauter Glück meinen Ex überreden konnte, einen Ausflug in den Harz, meiner heimlichen Liebe, zu machen. Bad Harzburg und dann hinauf in die Berge. Einer der schönsten Momente in meinem Leben.
Schön und kurios war folgende Geschichte: Ich nahm an einem Workshop mit einem Schriftsteller Teil. Am Ende präsentierten wir unsere geschriebenen Texte der Öffentlichkeit in einer Lesung mit anschließendem Buffet.
Mein Text landete als einziger eigenhändig etwas später sogar im Kamin, erst Jahrzehnte danach merkte ich, dass es noch ein Exemplar gab.
Während des Buffets staunte ich darüber, dass man mich ganz ernst nahm unter all den Literaten*innen. Aber es schlug mir innerlich den Boden des Fasses aus, als jemand durchaus begeistert meinen Text mit Hoffmansthal verglich. Damals hielt ich sein Werk als das genaue Gegenteil von Schillers Werk, meinem Idol.
Zu dieser Lesung in Grasleben bei Helmstedt kam sogar mein Vater mit seiner Lebensgefährtin, das war wohl seine größte Auszeichnung für mich in seinem Leben. Und meine, mir immer lieb gewesene Exschwiegermutter reiste mit dem Zug an. Sie überreichte mir vor der Lesung eine Rose. Meine Dichterrose. 💖💝💓 Es wurde ein Erfolg.
2005 erschien mein Gedichtband 'Kastors Rosen' zur Leipziger Buchmesse und wurde mit einer Lesung im Gohliser Schlösschen beworben. Alle Werbemaßnahmen des Verlages griffen, das Buch verkaufte sich angemessen. Nur der finanzielle Erfolg der Lesung wurde erfolgreich durch meinen Ex verhindert. Oh ja, das konnte er gut!
Im Sommer 2010 schaffte ich endlich die Trennung und dann die Scheidung. Als ein Juwelier mir meinen Ehering aufsägte, fühlte ich mich unendlich befreit und wie ein Vogel, der durch die endlich offene Käfigtür fliegt.

Ein Ereignis möchte ich noch teilen. In den Neunzigern schrieb ich für das Journal RegJo. Ganz klassisch besprachen wir im Team die Stories, teilten sie dann auf. Die Leute wurden interviewt und dann schrieb ich den Text.
Mein erstes Interview war mit dem Leiter des Museums in Wolfenbüttel über eine Ausstellung. Ich war damals Mitte zwanzig. Ich fuhr mit dem Bus hin, notierte mit dem Bleistift. Was war ich aufgeregt!
Wieder einmal wunderte ich mich, dass der Museumsleiter mich ganz ernst nahm und mir ein super Interview gab. Ich schrieb den Text und reichte alles mit den Fotos ein. Dann bekam ich mein gedrucktes Belegexemplar. Ich schlug es auf und - platze fast vor Stolz. Da stand mein Text, mein Name. Alles war wahr geworden.
Zu guter letzt...
Mich begeisterte das Internet von Anfang an. Aber alles, was sich entwickelt, hat zwei Seiten. Heutzutage bietet es so viele Möglichkeiten - wie zum Beispiel diese Blogparade. Man ist nicht mehr vom klassischen Literaturbetrieb abhängig, hat es aber umso schwerer, wahrgenommen zu werden.
Und im Internet sind viele Grenzen der Nettigkeit gefallen. Anonym oder manipulierend verbreiten so manche Menschen gerne Schmutz über andere. Drei solcher Wellen habe ich mitgemacht, bevor ich mich felsenfest entschloss, mich nur noch auf mich selbst zu konzentrieren.
! Meine erste eigene Homepage 2011/12 wurde vom Ex geknackt und mit gemeinen Inhalten (Schock: ich war mit meinem dritten Kind schwanger? Warum wusste ich davon nichts? Und damals wäre ich es gerne gewesen. Nur nicht vom Ex.) gefüttert. Ich ging in die Anonymität. 💢Nun erinnere dich an meine Antwort zu Beginn des Textes. Nach etwa zwei, drei Jahren besprach ich mich mit einem Fachmann wegen einer Homepage. Er sagte, ich hätte die Wahl, mutig zu sein oder 'vermeintlich' geschützt. 'Mut gehört dazu' stand am Anfang meiner Trennung und wurde dann mein Leitspruch.
! 2017 trat ungebeten eine Frau in mein Leben, die ich nicht gerufen hatte. Erst zerstörte sie eine Freundschaft, dann ging sie systematisch im Netzt gegen mich vor. Mein Schreiben im Netz war bedroht, finanziell hatte das große Auswirkungen. Ich verlegte mich stärker aufs Texten = Anonymität.
! 2022/23 kam ich einmal nach Hause und in der Haustür steckte ein abgebrochener Schlüsselbart. Nun wohnen im Haus alle Parteien seit vielen Jahren und nie ist so etwas passiert. Ich fühlte mich an den versuchten Einbruch in Zeitz 2012 erinnert. Unsere Hausmeisterin bekam das Stück Schlüssel aus dem Schloss. Gleichzeitig stieß ich durch Zufall auf einen neuen Kommentar auf KDP. Aber es war nicht nur einer. Alle eBooks von mir waren durchkommentiert und ich hatte seit langem keinen Zugang mehr zu KDP. Die Kommentare waren lachhaft schräg und einer klang, als hätte der Schreiber vor meiner Haustür gestanden und mich von früher gekannt.
Heute investiere ich viel Zeit in meinen Blog, der am 11. 6. 2025 seinen 10. Geburtstag feiert (lese mehr über die Geschichte im Monatsrückblick Mai) und in meinen Online-Shop, für den ich auch Gedichte, Geschichten, Kinder- und Sachbücher schreibe.
KDP = Amazon
Fotos: Freepik, privat, pixabay, KI
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